Nach einem Landgangs-Marathon wird es mal wieder Zeit für einen Seetag. Wir sehen ihn tatsächlich herbei, weil es zwischen interessanten, aber anstrengenden Ausflügen auch ein bisschen Entspannung bedeutet. Aber völlig entspannen wir natürlich nie, weil wir auch an Seetagen interessante Geschichten einholen möchten. Wir sprechen mit Kreuzfahrtdirektorin Silvia Ritter, sie ist für die Astor das, was Beatrice für das Traumschiff ist – sozusagen auch Mädchen für alles. Letztlich ist sie dafür verantwortlich, die Gäste bei Laune zu halten.
Was macht eine Kreuzfahrtdirektorin hauptsächlich auf dem Schiff?
Silvia Ritter: Die Kreuzfahrtdirektorin macht im Endeffekt das gesamte Unterhaltungsprogramm. Sowohl an den Land- als auch an den Seetagen geht es um die Tagesunterhaltung und auch um die Abendunterhaltung – die Shows, das Entertainment… Gerade ein Seetag soll nicht langweilig sein, da soll viel passieren, und da gilt es, ein abwechslungsreiches und buntes Programm zusammenzustellen.
Man könnte denken, das ist ein Traumjob – das ganze Jahr über „Urlaub“…
Ja, das wird einem zumindest immer unterstellt. Es ist aber natürlich nicht immer so. Man muss für sich natürlich die guten Sachen aus dem Job herausziehen. Aber es kommt auch vor, dass man in tollen Häfen liegt, und keine Zeit hat, hinauszugehen. Das ist natürlich bitter. Aber wir wissen auch alle, wie wir zumindest immer ein wenig Zeit für uns haben können, so dass es sich auch lohnt. Denn diese Job muss man schon lieben, damit man ihn auch machen kann.
Was ist die besondere Herausforderung als Kreuzfahrtdirektorin?
Die besondere Herausforderung für alle an Bord ist die lange Zeit von vier Monaten [mit einem Vertrag}, die wir arbeiten und dass man trotzdem noch jeden Tag durchpowern kann. Es ist immer viel los, rund um die Uhr. Man ist immer von Gästen, von Crew umgeben, man steht immer mit Menschen in Kontakt, muss immer freundlich sein. Es passieren immer wieder unvorhergesehene Sachen, man muss das ein oder andere Problemchen lösen – man muss wirklich viel Ideen haben, um das alles gut bewältigen zu können.
Was ist das skurrilste, was ihnen jemals passiert ist?
Im Endeffekt passieren viele skurrile Sachen jeden Tag, aber das ist auch das Schöne daran: Dass jeder Tag, der durchgeplant ist von A bis Z durch eine Kleinigkeit am Morgen im Hafen zunichte gemacht werden kann. Und dann muss man noch mal von vorne anfangen. Nett war zum Beispiel, dass in meiner Zeit vor dem Schiff ich in einigen europäischen Ländern oder auch in der Welt gearbeitet habe und einmal durch Zufall auf den Malediven jemanden am Flughafen getroffen, der mich auch erkannt hat und dann hat er mich gleich auf einen Flug eingeladen, eine extra Sitzbank eingebaut, damit ich auch mitfliegen konnte … das war schon sehr nett.
Ihre touristische Laufbahn hat auf den Malediven begonnen – genau vor zehn Jahren. Wie sind Sie dann aufs Schiff in diese Position gekommen?
Ich glaube, es ist die Erfahrung, die einem weiterhilft. Da kann man nichts wirklich für studieren oder gelernt haben, da muss man einfach im Tourismus gearbeitet haben und viel mit Gästen zu tun gehabt haben. Und da kann man viel von schöpfen. So war ich als Reiseleiterin unterwegs, weltweit, europaweit, habe da Gäste betreut in Hotels, bevor ich zur See gekommen bin, und das kommt einem auch zugute.
Tipps für Leute, die sagen: Ich möchte auf einem Schiff arbeiten?
Die müssen ganz viel gute Laune mitbringen, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Es ist vielleicht nicht ganz so rosig vom ersten Tag an, wie man sich es vorstellt. Es ist auf jeden Fall sehr anstrengend, sehr hart, man braucht eine gewisse Zeit, um hineinzukommen in die eigene Schiffswelt hier. Aber wenn man sich darin zurechtgefunden hat, dann finden es alle eigentlich ganz toll – und Suchtgefahr besteht auf jeden Fall.