Wegen erneuter Kämpfe zwischen Palästinensern und Israelis können wir den eigentlich geplanten Hafen Ashdod, Israel, nicht anlaufen. Als Ersatz dürfen wir aber ein Stück mediterranes Lebensgefühl schnuppern. Wir sind wieder in Europa! Kreta ist die größte griechische Insel und die fünftgrößte Insel im Mittelmeer. Sie ist zwischen 12 und 60 Kilometer breit und ganze 260 Kilometer lang. Kreta ist sehr gebirgig, dadurch ergeben sich klimatische Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen: Im Westen und Norden ist die Insel grüner, es gibt mehr Niederschläge. Die tektonische Aktivität führte in der Vergangenheit in einigen Städten zu Erdbebenschäden, die bis heute zu sehen sind. Ansonsten ist die Insel von der Sonne geküsst – bei im Schnitt 300 Tagen Sonnenschein pro Jahr. Zusammen mit Zypern ist Kreta daher die sonnigste Insel im Mittelmeer. Vielleicht entwickelte sich deswegen genau an dieser Stelle die erste Hochkultur in Europa, die Minoer, im 3. Jahrtausend v. Chr.
Und hier auf Kreta, etwa 160 Kilometer südlich des griechischen Festlandes, ist es mal wieder soweit, wir haben mal wieder ein Venedig. Diesmal ist es das Venedig des östlichen Mittelmeers. Soudha ist der Hafen für die Stadt Chania, die in diesem Fall tatsächlich einen venezianischen Ursprung hat: Im 13. Jahrhundert wurde sie von den Venezianern gegründet. Dementsprechend versprüht das 70.000-Einwohner-Städtchen auch heute noch venezianisches Flair – etwa mit dem kleinen Hafen und der Stadtmauer. Chania war von 1841 bis 1971 Sitz der Verwaltung Kretas, nun mehr ist Heraklion (Iraklio) die Hauptstadt, ebenfalls an der Nordküste, aber weiter westlich und mit 140.000 Einwohnern die größte Stadt Kretas.
Chania hat sich dafür den kleinstädtischen Charme bewahrt. Die kleinen Gassen in der Altstadt verzaubern uns. Gemütliche Cafés und rustikale Taverne machen Appetit auf griechische Spezialitäten. Die Restaurantbesitzer rufen uns hinterher und versuchen, uns mit flotten Sprüchen an ihre Tische zu locken – ganz energisch der Restaurantbesitzer, der doch noch vor seiner Terrasse mit dem Schild „no bla bla, just good food“ geworben hatte. Noch ist das Städtchen Chania aber ruhig und verschlafen. Nur wenige Touristen sind hier im März unterwegs. Auch die kleinen Geschäfte warten auf Kundschaft. Magneten mit Griechenlandfahne, Olivenölseife oder Kreta-Cappies liegen verwaist da. Nur um den venezianischen Hafen herum spazieren die wenigen Ausflügler. Die Atmosphäre dort ist einfach fantastisch: Die bunten Handelshäuser im venezianischen Stil verleihen der Promenade ein ganz besonderes Flair. Der alte Leuchtturm begrenzt an der Spitze der Kaimauer den kleinen Hafen, die Sonne strahlt der Turm an, so dass er hell-gelb leuchtet. Im kristallklaren Wasser des Hafenbeckens schwimmen Fische sichtbar nahe unter der Oberfläche. Die weißen Tischdecken der Promenaden-Restaurants flattern leicht im Wind und blasen den Gästen ein leichtes Lüftchen unter ihren frischen Tsatsiki.
In der Ferne über der Stadt erheben sich die Weißen Bergen. Auf ihren spitzen glänzt noch jetzt der Schnee in der Sonne. Doch ihren Namen verdankt das Massiv seinen geologischen Eigenschaften. Das Gestein der Berge scheint besonders hell, auch wenn es nicht vom Schnee bedeckt ist. Von November bis März gibt es jedoch in den Weißen Bergen häufiger Schneefälle. Ansonsten ist die Landschaft der Insel mediterran. Weinreben schmiegen sich an die Hänge, Olivenbäume stehen wohin man schaut. Kreta gehört zu den größten Exporteuren von Olivenöl in Europa, auf fast der Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche wachsen Olivenbäume, geschätzt über 15 Millionen an der Zahl. Der Rest der Anbaufläche dient überwiegend dem Wein- und Obstanbau.