Wir möchten nach Winningen, sind aber noch auf der falschen Seite der Mosel. Eine Brücke ist erst mal nicht in Sicht. Doch gibt es beim kleinen Vorort Lay zum Glück die gleichnamige Moselfähre Lay.
Anfang 2013 hatte der bisherige Fährmann aufgegeben – nach 13 Jahren Fährbetrieb. Die Fähre war nicht mehr wirtschaftlich. Die Stadt Koblenz bezuschusst die Moselfähre Lay zwar, allerdings steigen die Unterhaltungskosten der Fähre stetig. Doch zu unserem Glück war der Fährbetrieb am 8. September 2013 wieder neu gestartet – pünktlich für unsere Überfahrt.
Die Moselfähre Lay wurde 1931 gebaut und 1983 von der Stadt Koblenz gekauft – und wird seitdem im Auftrag betrieben. Die Fähre ist knapp 25 Meter lang und fast 7 Meter breit und kann theoretisch 50 Personen oder 3 Pkw fassen. Für uns fährt die Fähre ganz allein, zwei Euro kostet der Pkw inklusive Fahrer, ein Euro die zusätzliche Person.
So überqueren wir das kurze Stück Mosel von Koblenz-Lay rüber zum Ufer auf der Seite von Winningen. Der Nebel schleicht sich langsam ins Moseltal. Stahlgrau der Himmel, feucht und kalt die Luft – Anfang Oktober. Wie Perlen an einer Kette reihen sich die Reben auf den Terassen die Hänge hinauf. Wir brauchen gar nicht das Hinweisschild zur „Terrassenmosel“, wir sehen es direkt mit eigenen Augen: Die Mosel ist bekannt für ihre Weinterrassen.
Diese prägen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Landschaft der Region. Es ist faszinierend, die geometrischen Strukturen der Weinterrassen anzusehen, wie sie sich in den Treppen an die Moselberge schmiegen.
Die befestigen Steinwälle haben übrigens nicht nur die Funktion, die Anbaufläche für den Wein zu ebnen und zu vergrößern. Sie schützen vor Erosion, in dem sie das Regenwasser kontrolliert einfangen und in den Boden sickern lassen. Die Mauern wärmen sich zudem tagsüber auf und geben dann nachts wieder Wärme ab, so dass die Weinreben längere Zeit wohl temperiert bleiben – gut fürs Wachstum. Und schließlich bieten die mittlerweile teils zerklüfteten Mauern einen hervorragenden Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten.
Früher wurde an den historischen Glocken zur jährlichen Weinlese geläutet, damit niemand früher als die anderen in die Lese gehen konnte. Wenn dieses Jahr nicht bald die Sonne wieder kommt, holt sich die Fäule die besten Trauben. Das darf nicht passieren, denn Winningen lebt vom Weißwein. Schon zu Römerzeiten wurde hier Wein angebaut. Heute zählt der Riesling von Winningen zu den besten der Welt.
In dem Ort gibt es allein über 40 Winzerbetriebe, die auf den Schieferterrassen im Weinbaubereich Burg Cochem ihre Trauben ziehen. Einer davon ist Reiner Fries. Mit seiner Familie betreibt Fries in Winningen sieben Hektar Rebfläche. Auch er produziert hauptsächlich Riesling.
Besonderer Wein lagert bei ihm in dem über 400 Jahre alten Weinkeller in Holzfässern. Als wir die Stufen in den Jahrhunderte alten Weinkeller hinabsteigen, in die Wiege des Weines, tauchen wir ein in eine andere Welt. Die kühle Luft riecht feucht und holzig. Die historischen Steinmauern beherbergen die wertvollsten Weine der Familie Fries. Jedes Kind der Familie Fries hat hier sogar sein eigenes kleines Weinlager, mit einer Auswahl an Weinen aus seinem Geburtsjahr. Die guten Tropfen liegen unter einer Staubschicht, für einen ganz besonderen Tag bereit, der es Wert ist, mit über 20 Jahre altem Wein begossen zu werden.
Romantisch ist es im Weinkeller, wenn er in seichten Schein der Kerzen ruht. „Doch von Romantik allein kann man nicht leben“, sagt Reiner Fries und führt uns hinauf in die wahre Welt der Weinbauern heute, geprägt von riesigen Kesseln aus glänzendem Edelstahl. Hier stellt Reiner Fries seinen Riesling, den roten Spätburgunder oder seinen Weißburgunder her. Wie der mundet, dürfen wir gleich noch einmal kosten, im Showroom des Winzers. Wunderbar!
Text/ Fotos: Thomas & Katharina, ReiseWorld
Andere Reiseblogger in Koblenz & Winningen
Reisen und Essen – An der Mosel ist der Wein
Heimatherz – Reiseblogger, Rhein & Wein
Blo-g.info – RBLP
Unterwegs & daheim – Herbstliches Rheintal
Killwerwal – #RBRLP in Koblenz
Freibeuter Reisen – Mein erstes Reisebloggertreffen in Kobelnz
Mrs Berry – Das war das Reisebloggertreffen in Koblenz
Meikemeilen – Koblenz aus der Pilz-Perspektive
Hallo Welt! – Zwischen Wasser und Wein
Travelpicture24 – Das RBRLP Klassentreffen in Kobelnz
Talk around the World – Koblenz und ich
Vielen Dank für die Einladung an die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und die Familie Fries.