Felsenstadt Petra, versunkene Stadt in rotem Stein

15. Oktober 2011
Felsenstadt Petra in Jordanien

Der Tag unseres Ausflugs in die legendäre Felsenstadt Petra. Am frühen Morgen fährt MS Astor in den Golf von Aqaba, einer Verlängerung des Roten Meeres zwischen der Halbinsel Sinai im Westen und Saudi-Arabien im Osten. An der Küste ziehen sich wüstenartige Landstreifen entlang. Aqaba zählt etwa 100.000 Einwohner und ist der einzige Seehafen Jordaniens. Weil es ein zollfreies Gebiet ist, kommen am Wochenende viele Jordanier zum Einkaufen – und natürlich auch zum Schwimmen.

Felsenstadt Petra in Jordanien

Felsenstadt Petra in Jordanien

Felsenstadt Petra in Jordanien

Doch wir fahren heute den Einheimischen quasi entgegen, ins Landesinnere. Mehr als 100 Kilometer nordöstlich von Aqaba liegt die Felsenstadt Petra, die auch als achtes Weltwunder der Antike bezeichnet wird. Sie liegt in einem großen Talkessel im Bergland von Edom in der Arava-Senke zwischen dem Golf von Aqaba und dem Toten Meer auf einer Höhe von 800 bis 1350 Metern.

 

 

Felsenstadt Petra in Jordanien

Nach einer zweieinhalbstündigen Busfahrt durch schroffes Bergland und kahle Wüstenlandstriche erreichen wir das Wadi Moussa, die Stadt von der aus man den beschwerlichen Weg in die Felsenstadt Petra antritt. Der Weg zur historischen Stätte ist lang und motorisierte Fahrzeuge sind nicht erlaubt. Man kann einen Teil des Weges mit einem Pferd, Kamel oder Esel zurücklegen oder eine Pferdekutsche mieten, die einen über die holprigen Wege zieht.

Katharinas Logbuch: Ein Taxi mit vier Beinen ist in den 50 Dollar Eintrittspreis enthalten. Also suche ich mir einen weißen Schimmel aus, der mich bis zum Felsenweg bringen soll. Er entpuppt sich aber recht schnell als widerspenstiger Gaul, der nur höchst ungern Touristen transportiert. Immer wieder hebt und senkt er den Kopf bedrohlich und mich mache mich seelisch schon für den Absprung bereit. Doch mein Führer hält sein stures Pferd fest an der Leine und ich kann mich im Sattel halten, bis wir das Bab as-Siq, das Tor zur Schlucht erreichen.

 

Felsenstadt Petra in Jordanien

Von hier aus geht es nur noch zu Fuß weiter. (Oder mit der Kutsche für 35 Dollar extra). Der Siq ist anderthalb Kilometer lang und wegen dieses schmalen Schachtes galt Petra über Jahrhunderte als uneinnehmbar. Vor 30 Millionen Jahre ist diese monumentale Schlucht auf natürliche Weise entstanden. Rechts und links des Weges ragen steile Sandsteinfelsen bis zu 80 Meter in die Höhe. An seiner engsten Stelle ist der Siq nur zwei Meter breit. Der schmale Pfad ist ein besonderes Naturerlebnis: Hinter jeder Biegung eröffnet sich ein neues, einzigartiges Steinschauspiel. Licht und Schatten betonen immer wieder neue, ungewöhnliche Formationen der rosafarbenen Sandsteinwände. Schon die natürlichen Steinformationen sind ein Kunstwerk für sich. Dazu kommt an diesem Tag der strahlend blaue Himmel, der sich als Kontrast absetzt. Und weiße Schäfchen-Wolken ziehen am Horizont vorbei und sorgen dafür, dass sich die Lichtstimmung sekündlich ändert.

Doch wenn hinter den letzten Felsen die Fassade des berühmtesten Bauwerks Petras durchscheint, ist dies ein noch atemberaubender Anblick. Das Schatzhaus El-Khazneh ist ein beispielloses Zeugnis antiker Steinmetzkunst. Die kunstvoll verzierte Front des Grabgebäudes ist 40 Meter hoch und mehr als 25 Meter breit. Es wurde wahrscheinlich im 1. Jahrhundert als Grab eines Nabatäer-Königs gemeißelt und ist unter anderem bekannt aus dem dritten Indiana-Jones-Film. Im Film befand sich dort der Heilige Gral, in Realität ist das Grab leer.

Felsenstadt Petra in Jordanien

Doch das Schatzhaus ist nur das erste Highlight der Felsenstadt. Über zwei Kilometer erstreckt sich der Talkessel, in dem sich beispielsweise ein Theater im römischen Stil mit Platz für mehrere tausend Zuschauer befindet. Außerdem liegen dort weitere Tempel, Paläste und Höhlengräber, sowie Überreste von Felsenwohnungen, in denen zur Blütezeit der Stadt bis zu 40.000 Menschen gelebt hatten. In dem gesamten Gebiet in und um Petra sind etwa 800 historische Baudenkmäler erhalten. Die architektonischen Zeugnisse vermischen nabatäische, griechisch und römische Baustile. Für uns ist es unvorstellbar, wie vor tausenden von Jahren diese Meisterleistungen vollbracht wurden. Kilometerlange Wasserleitungen in den Fels zu schlagen, akkurate Bauwerke mit monumentaler Höhe, eine Stadt in den Bergen und die Bewohner versorgen… wie prachtvoll muss dieser Ort einst gewesen sein, als er sogar noch belebt war. Wir träumen von einer Zeitreise.

 

Felsenstadt Petra in JordanienFelsenstadt Petra in Jordanien

Felsenstadt Petra in Jordanien

Das Arabervolk der Nabatäer hat die Gegend von Petra schon um 9.000 v. Chr. besiedelt. Später diente sie den Nabatäern als Hauptstadt. Die Nabatäer kontrollierten von 500 v. Chr. bis 100 n. Chr. den Handel für Gewürze und Seide in der Region. Die Handelsrouten die sich hier kreuzten, reichten von China, Indien, Südarabien nach Ägypten, Griechenland und Rom. Dieser strategisch günstigen Lage verdankt Petra seinen Reichtum. Seine Blütezeit erlebte Petra 200 v. Chr., als sich der Ort von einer Zeltstadt zu einem urbanen Raum mit festen Bauten entwickelte. 100 v. Chr. nahmen die Gebäude immer monumentalere Formen an. Zu dieser Zeit lebten schätzungsweise 40.000 Einwohner in der Felsenstadt. Dort sieht zwar alles völlig karg und trocken aus, aber in der bewohnten Zeit wurden die Bewohner von langen Wasserleitungen versorgt. Entlang der gesamten Schlucht laufen rechts und links Wassergräben. Und da der Siq abschüssig ist, lief das Wasser bei Regen erst die Felswände hinunter und dann in Richtung Stadt.

Felsenstadt Petra in Jordanien

Felsenstadt Petra in Jordanien

Um etwa 100 n. Chr. wurde Petra zwar von den Römern unterworfen, aber der Bau von Tempeln ging weiter. Erst zwei Erdbeben, zuletzt im Jahr 551, besiegelten der Untergang von Petra. Mit der Eroberung der Araber im Jahr 663 verließen die letzten Einwohner die Stadt. Erst im 12. Jahrhundert kamen Kreuzfahrer in die Region und bauten zwei Festungen. Ein schweizerischer Forscher entdeckte die Felsenstadt im Jahr 1812 Für die Europäer wieder. In den 1930er Jahren hat Jordanien die Region für den modernen Tourismus erschlossen. Heutzutage kommen 14 Prozent der Staatseinnahmen aus dem Tourismus – und Tourismus ist hier fast gleichbedeutend mit Petra.

Felsenstadt Petra in Jordanien

Jordanien. Heißt offiziell Haschemitisches Königreich Jordanien. Staatsform ist eine konstitutionelle Monarchie. Die Küste zum Roten Meer ist nur 27 Kilometer lang, Aqaba ist der einzige Hafen des Landes. 80 Prozent der Landfläche besteht aus Wüste. Das Bergland am Rande des Jordangrabens hat ein mediterranes Klima, das Jordantal und die Rotmeer-Küste sind subtropisch. 5,7 Millionen Einwohner leben in Jordanien, die meisten davon in den Städten im Norden des Landes, 2 Millionen in der Hauptstadt Amman (330 Kilometer nördlich von Aqaba). Es gibt gut 300.000 ägyptische Gastarbeiter im Land. Die Landessprache ist Arabisch, wobei als Verkehrssprache auch Englisch verwendet wird. Englisch ist ab der 1. Klasse in der Schule Pflicht. 93 Prozent der Einwohner sind sunnitische Muslime, der Übrigen sind Christen oder andere Glaubensrichtungen.

 

 

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