Château de Pierreclos, höfisches Landerleben im Burgund

18. August 2014

Eine graue Katze liegt auf einer alten Brunnenmauer im Halbschatten, die Grashalme der wilden Wiese auf der Anhöhe des steinernen Schlosses wehen im Wind und in der grünen hügeligen Landschaft wechseln sich Weinberge mit grasenden Kühen ab. Hier ins Burgund verirren sich vergleichsweise wenige Deutsche. Denn das französische Departement Bourgogne liegt von Deutschland aus gesehen mitten in Frankreich. Die meisten deutschen Urlauber wählen da eher klassisch Paris, die Provence, das Elsass oder die Region Rhône-Alpes. Burgund hat eben auch nicht so einen vollmundigen Klang wie “la Provence”.

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Wer sich jedoch auf la Bourgogne einlässt, wird überrascht sein. In Pierreclos, einem typisch französischen Dorf nahe Macon, befindet sich das gleichnamige Schloss, das eine reichhaltige Historie vorweisen kann. Erste Erwähnung findet der Ort um das Jahr 950, als eine kleine Kapelle auf der Anhöhe errichtet wurde.

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Diese steht bis heute. Im 13. Jahrhundert erst folgte das Château de Pierreclos und eine ganze kleine Schlossanlage entstand. Im Laufe der Zeit spiegelte das Château immer wieder die große französische Geschichte: 100-jähriger-Krieg, 30-jähriger-Krieg, Französische Revolution… zu allen einschneidenden Ereignissen gab es Kämpfe und Besitzerwechsel. Vor 20 Jahren schließlich erwarb die Familie Pidault das großzügige Anwesen. Nach und nach baute die Familie das Château zu einer eigenen Wohnung aus, zum Museum, zum Ort für Hochzeiten und andere große Feiern und schließlich auch zum Gästehaus.

Die so genannten Chambre d’hotes haben eine lange Tradition in Frankreich und sind viel verbreiteter als in Deutschland, wo es zwischen Hotel und Ferienwohnung meistens nichts gibt. Am Château de Pierreclos nächtigt man in einem der fünf Gästezimmer, die ländlichen Burgencharme mit modernem Komfort verbinden.

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So sind die alten massiven Holzbalken, die einem im Zimmer-Flur zum Ducken zwingen, komplett weiß gestrichen. Auch die Wände sind bewusst hell gehalten. So stehen die neuen, aber auf historisch getrimmten Möbel im Kontrast. Der Zimmerstandard ist mit dem eines sehr guten französischen Hotels gut vergleichbar.

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Lediglich das Gepäck muss man selber aufs Zimmer tragen und eine Rezeption gibt es eben auch nicht. Morgens früh wartet dafür in einem Frühstücksraum ein Buffet, das gar nicht so französisch sein möchte. Besteht ein klassisches französisches Frühstück eher nur aus einem Stück Baguette mit Marmelade, erhalten die Gäste hier verschiedene Croissant-Spezialitäten, Baguette und Landbrot, frische Früchte, verschiedene Müsli-Sorten und noch echten, stichfesten Joghurt. Wer den Aufwand nicht scheut, kann sich seine Frühstücksutensilien auch nach draußen tragen. Denn am Rande des auf einer Anhöhe liegenden Schloss-Hofes stehen stets Tische und Stühle, von denen sich ein Panorama-Blick auf das ländliche Burgund eröffnet.

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Ein Ort, an dem die Seele entspannt, einfach nur vom Zuschauen. Wer Glück hat, der bekommt auch noch Besuch von Lola, der eigentlichen Herrin des Hauses. Die Berner Sennenhündin streift freundlich über den Schlosshof und sucht die ein oder andere Streicheleinheit eines hundeliebenden Gastes.

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Wer lieber hoch hinaus möchte, wählt anstatt des normalen Gästezimmers (155 Euro pro Nacht für zwei Personen inkl. Frühstück) das Turmzimmer mit Suite-Charakter (280 Euro die Nacht). Hier dürfen Paare auf Flitterwochen einmal Burgherr und Burgfräulein spielen und in der ovalen Suite den Blick hinunter auf die Untertanen werfen.

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In diesem Fall sind dies Besucher des Schlosses, das eines von 17 Châteaux der Südburgundischen Schlösser-Route ist, der „Route des Châteaux en Bourgogne du Sud“. Hier sehen sich die Besucher zum Beispiel in der noch vorhandenen mittelalterlichen Küche um. Oder schlüpfen einmal in ein Ritter-Kettenhemd.“ Das ist besonders beliebt bei den Kindern”, erzählt Schlossherr Jean-Marie Pidault.

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Die meisten Gäste der Chambre d’hotes im Château de Pierreclos kommen aus der benachbarten Schweiz, aus Belgien, Großbritannien und aus Amerika. Bei den Belgiern prägt immer noch die gemeinsame Geschichte, weil das damalige „belgische Gebiet“ und Burgund einst zum adeligen Haus Burgund gehörten. Belgier und Briten nutzen die Gästezimmer als Stopp auf der Reise gen Süden, Schweizer kommen übers Wochenende – und die Amerikaner häufig fürs Business.Denn im Gegensatz zu den gewöhnlichen deutschen Vorlieben ist in New York der burgundische Weißwein äußerst beliebt.

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Im Gewölbekeller das Châteaus de Pierreclos steht schließlich der eigene angebaute Wein zur Degustation bereit – und schnell wechseln mal einige hundert Flaschen und mehr den Besitzer.

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Mit dem unvergleichlichen Charme aus historischem Schloss mit Mittelalter-Atmosphäre, antik und zugleich modernen Gästezimmern, beliebtem Weingut und Hochzeits-Location mausert sich das Château de Pierreclos gerade zu einem exklusiven Zufluchtsort auf dem französischen Land. Wer bisher rein auf die französische Küste festgelegt war, wird dem Landzauber des Burgunds nicht mehr entkommen können.

Text: tm / ReiseWorld
Fotos: ina, tm / ReiseWorld

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